Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen des Gymnasiums „Auf der Morgenröthe“ in Siegen und der „Clara-Schumann-Gesamtschule“ in Kreuztal verbrachten drei Tage in der CVJM Jugendbildungsstätte Wilnsdorf/Wilgersdorf und besuchten unterschiedliche Seminare. Diese waren allerdings keine gewöhnlichen Seminare. Die Schülerinnen und Schüler wurden dazu ausgebildet, nachher als Nachhilfetutoren aktiv zu werden. Dabei standen methodische Vorgehensweisen viel mehr im Vordergrund als die inhaltlichen Schwerpunkte, wobei diese nicht nur den Nachhilfeschülern zu Nutze kommen, sondern auch den Tutoren selbst. Von Rhetorik bis zum Lernsituationstraining wurden Kompetenzen vermittelt, die das Selbstbewusstsein der Schüler gestärkt haben, so dass sie nicht nur als Nachhilfetutoren authentisch wirken, sondern auch als Mensch an sich.
Zu Beginn wurden die Schüler eingeführt und auf das vorbereitet, was vor ihnen liegt. Danach konnten sie das Gelände erkunden; einige von ihnen landeten mitten in der Natur, da es in der direkten Umgebung keine Geschäfte oder sonstige Attraktionen gab. Doch dafür bot die Natur viel mehr, als man erwartet hätte.
Dann begannen schließlich die Seminare und es wurden Gruppen aus Schülern verschiedener Schulen gebildet. In den drei Grundseminaren Rhetorik, Methode und Lernsituationstraining wurden die Grundlagen für die Fachseminare und somit für die Nachhilfestunden gelegt. Souveränes Auftreten, deutliche Aussprache, Spontanität und Glaubwürdigkeit wurden in einer lockeren Atmosphäre den zukünftigen Tutoren gelehrt. Es wurden unter anderem Vorträge gehalten, die zwar inhaltlich auf eher unrealistischen Vorgaben beruhten, doch genau dadurch wurde den Teilnehmern Selbstsicherheit und die richtige non-verbale Kommunikation vermittelt. Dieses Gelernte wurde im Methodenseminar mit passenden Lernstrategien verknüpft, beispielsweise wurden die Tutoren darüber informiert, in welchem Umfeld man am besten lernen kann. Zudem wurde auch besprochen, mit welchen Strategien man arbeiten kann, um sich den Schulstoff wie Vokabeln oder auch alltägliche Sachen so gut wie möglich einzuprägen.
Schließlich waren im Lernsituationstraining die Kompetenzen aus Rhetorik und Methode gefragt. Die Schüler simulierten Gespräche, die ihnen möglicherweise in ihrer Tutorenkarriere begegnen könnten. Dabei wurde ein Schüler aus dem Raum geschickt, damit andere in die Situation eingeweiht wurden. Schließlich betrat der Schüler wieder den Raum und musste die gelernte Spontanität aus Rhetorik anwenden. Des Weiteren waren nonverbale Kompetenzen und das Auftreten wichtig, um eine angemessene und realistische Diskussion mit den gespielten Lehrern, Schülern und Eltern zu führen. Neben diesen Grundseminaren hatten die Schüler die Möglichkeit, zwei Fachseminare aus den Fächern Mathematik, Englisch, Deutsch, Französisch oder Latein zu wählen. Diese Fachseminare vermittelten fachspezifische Probleme von Nachhilfebedürftigen und den Umgang damit. In Gruppen wurden die Aufgabenstellungen souverän gelöst und die Tutoren bekamen einen Einblick auf das, was sie später erwarten würde. An ihre Grenzen gekommen sind einige „Einserschüler“, die im Seminar „Problemlösen“ durch komplexere Mathematikaufgaben gefordert wurden. Dieses diente dazu, dass die Tutoren auch mal erleben, wie es sich anfühlt, nicht weiter zu wissen. Dadurch sind sie möglicherweise in der Lage, die Nachhilfebedürftigen besser verstehen zu können. Ein weiterer wichtiger Aspekt war, dass den Schülern bewusst wurde, dass Probleme nicht nur eine Lösung haben, sondern gleich mehrere , was, wenn man sich dessen bewusst ist, im Leben praktisch sein könnte. Von den Seminaren, von denen anfangs nicht so viel erwartet wurden, wurden die Schüler positiv durch Förderung und Stärkung der Persönlichkeit überrascht. Auch wurde der Teamgeist durch Aktionen wie die Erarbeitung von Fallstudien, einem Quizabend und einer Sporteinheit gefördert gestärkt. Viel Spaß brachte die zuvor einstudierte Tanzchoreografie. Organisiert wurden die ganzen Seminare von Lehrern der Schulen. Außerdem wurden diese durch bereits ausgebildete Tutoren unterstützt, welche durch ihr Alter eine enge Beziehung zu den Schülern aufbauen konnten.
Alles in allem war es ein sehr lehrreiches Seminare, das aus den Schülern nicht nur Tutoren gemacht hat, sondern auch starke und selbstbewusste Personen, die optimistisch die Zukunft blicken können.
Angefügt sind einige Kommentare von Teilnehmern:
„Man konnte ziemlich staunen, welche vielfältigen Systeme Menschen im Kopf entwickeln können.“
„Diese Freizeit trug dazu bei, dass man seine schon gewonnenen Freunde neu erleben darf und näher kennenlernen kann.“
„Ich bin ein völlig neuer Mensch geworden, zu mindestens von meinem Auftreten her.“